Gewöhnliche Moschusschildkröte, Sternotherus odoratus

Moschusschildkröten sind beliebte Wasserschildkröten. Sie sind zwar nicht bunt, aber haben ein uriges Aussehen. Außerdem werden sie nicht sehr groß und gelten als pflegeleicht. Hier erfährst du alles, was du zur Haltung von Gewöhnlichen Moschusschildkröten (Sternotherus odoratus) wissen musst.

Gewöhnliche Moschusschildkröte, Sternotherus odoratus

Verbreitung

Die Verbreitung von Sternotherus odoratus erstreckt sich von Süd-Kanada über die östliche USA bis nach Florida, in Texas ist die westliche Verbreitungsgrenze. Damit hat die Moschusschildkröte ein riesiges Verbreitungsgebiet, kaum eine nordamerikanische Wasserschildkröte bewohnt ein größeres Gebiet. Trotz der großen Verbreitungsgebietes gibt es keine Unterarten.

Verbreitungsgebiet der Gewöhnlichen Moschusschildkröte (Sternotherus odoratus) [Karte: Cephas, Quelle, zugeschnitten]

Gewöhnliche Moschusschildkröten können fast jedes Gewässer bewohnen, zum Beispiel Flüsse, Seen, Teiche, Kanäle und Sümpfe. Ihnen ist jedoch ein weicher Bodengrund und eine langsame Strömung wichtig (ERNST & LOVICH 2009).

Typische Kopf-Zeichnung einer Gewöhnlichen Moschusschildkröte (Sternotherus odoratus)

Moschusdrüsen

Auf Englisch nennt man die Gewöhnliche Moschusschildkröte stinkpot, was übersetzt Stinker heißt. Auch der deutsche Name bezieht sich auf den Geruch, diese Wasserschildkröten können einen „moschusartigen“ Duft abgeben. Selbst der wissenschaftliche Name odoratus zielt darauf ab, das ist Latein und bedeutet Geruch. Dieser Duft gehört zum Abwehrverhalten von Moschusschildkröten gegen Fressfeinde. Sie haben vier Moschusdrüsen, diese sind jeweils am Hinterende der Brücke (dem Verbindungsstück zwischen Bauch- und Rückenpanzer) sowie mittig zwischen Brücke und vorderem Panzerrand direkt unter dem Rand des Rückenpanzers. Mit den Moschusdrüsen können Moschusschildkröten zur Gefahrenabwehr ein stinkendes Sekret absondern. Das gelbliche Sekret verflüchtigt sich schnell und besteht aus übel riechenden Essigsäuren und aliphatischen Säuren. In Heimtierhaltung geben vor allem Jungtiere das Sekret ab, ältere Exemplare versuchen sich eher mit Bissen und Kratzen zu verteidigen, wenn sie beispielsweise von einem Menschen ergriffen werden.

Größe & Gewicht von Moschusschildkröten

Das bisher längste weibliche Exemplar einer Gewöhnlichen Moschusschildkröte hatte eine Panzerlänge von 15,0 cm (EWERT 2005). Der Rekord bei den männlichen Sternotherus odoratus liegt bei 13,7 cm Panzerlänge (IVERSON & MESHAKA 2006). Das größte Exemplar was ich jemals zu Gesicht bekommen habe, hatte eine Panzerlänge von 16 cm und wog 743 g.

Rekordexemplar der Gewöhnlichen Moschusschildkröte: 16 cm und 743 g

Meine größte Gewöhnliche Moschusschildkröte hat eine Panzerlänge von 11,37 cm. Bei Wasserschildkröten wird immer angegeben wie groß jeweils das größte jemals gefundene Exemplar geworden ist. Aber so groß werden die Tiere in der Regel nicht. Als Heimtier gehaltene Sternotherus odoratus erreichen durchschnittlich folgende Größe (nach WAPELHORST et al. 2019):

Länge in mmGewicht in g
Männchen96,77 ± 3,28161,3 ± 23,9
Weibchen98,73 ± 7,37191,9 ± 35,7

Im Schnitt sind weibliche Moschusschildkröten nicht nur schwerer, sondern auch länger, breiter und höher als Männchen.

Mit einem Messschieber wird die gerade Panzerlänge erfasst, also ohne Wölbung. Die so ermittelten Werte sind auf zierschildkroete.de in der Regel als Panzerlänge angegeben.

RISLEY (1933) untersuchte das Wachstum von Gewöhnlichen Moschusschildkröten in der Natur, Exemplare mit 8 cm Panzerlänge sind mindestens 10 Jahre alt.

AlterPanzerlänge
1 Jahr3,25 cm
2 Jahre5,2 cm
3 Jahre6,1 cm
4 Jahre6,7 cm
5 Jahre7,1 cm
6 Jahre7,45 cm
7 Jahre7,76 cm
8 Jahre8,0 cm
Wachstum von Moschusschildkröten in der Natur (RISLEY 1933)

Im Aquarium wachsen Moschusschildkröten schneller als in der Natur. Nach dem Schlupf wiegen Gewöhnliche Moschusschildkröte etwa 4 g. Innerhalb des ersten Lebensjahres ist im Aquarium eine Gewichtszunahme auf 15-20 g zu erwarten. Mit zwei Jahren wiegen Sternotherus odoratus etwa 50 g bei etwa 6 cm Panzerlänge. Mit vier Jahren haben Gewöhnliche Moschusschildkröten eine Panzerlänge von 8-9 cm und wiegen bereits 100-150 g. Mit sieben Jahren erreicht das Gewicht 140-200 g. Weibchen nehmen schneller zu als Männchen, was sich durch ihr höheres Endgewicht erklären lässt. Ab einem Alter von etwa 10 Jahren nehmen Gewöhnliche Moschusschildkröten kaum noch zu (THIERFELDT & HÖFLER-THIERFELDT 2005).

Es gibt die sogenannte Bergmann´sche Regel, sie besagt, dass (gleichwarme) Tiere zu den Polen hin größer sind als Richtung Äquator. Bei Pinguinen kommt die größte Art (der Kaiserpinguin Aptenodytes forsteri mit bis zu 130 cm) am Südpol vor, während der Galápagos-Pinguin (Spheniscus mendiculus) nur 50 cm groß wird und am Äquator vorkommt. Was hat das mit Gewöhnlichen Moschusschildkröten zu tun? In Florida gibt es eine „Zwergform“ von Sternotherus odoratus, sie erreichen meist nur eine Panzerlänge zwischen 5,6 und 6,9 cm. Während Gewöhnliche Moschusschildkröten in Michigan oft 12 cm und größer werden (MAY 2021). Diese Infos nützen aber ehrlich gesagt wenig bei der Pflege von Moschusschildkröten im Aquarium. Anhand der Größe und der Zeichnung kann man nicht auf die Herkunft der Schildkröte (bzw. deren Vorfahren) schließen.

Größe des Aquariums

Für die Haltung einer ausgewachsenen Moschusschildkröte sind Aquarien ab einer Größe von 112 Litern (80 x 35 x 40 cm) geeignet. Ich verwende 128 Liter-Becken, diese nehmen mit den Maßen 80 x 40 x 40 cm nicht viel mehr Platz weg. Aber die Grundfläche ist größer. Während das 112 Liter-Becken eine Grundfläche von 2800 Quadratzentimetern hat, so hat das 128 Liter-Becken 3200, also fast 15 % mehr. Da Moschusschildkröten viel auf dem Bodengrund umherlaufen, fällt das schon ins Gewicht. Natürlich sind auch größere Becken möglich.

Moschusschildkröten bewegen sich viel laufend im Aquarium

Wenn du eine Baby-Moschusschildkröte erwirbst, dann muss das Aquarium aber nicht sofort diese Größe haben. Gewöhnliche Moschusschildkröten schlüpfen mit einer Panzerlänge von 2,5-3 cm. In einem 80 cm-Aquarium findest du die Schildkröte kaum wieder. Daher mein Rat: mit einem kleineren Becken anfangen. Bis zu einer Größe von 4-5 cm würde ein 40 cm-Becken (also ein 25 Liter-Aquarium, 40 x 25 x 25 cm) reichen, bis zu einer Größe von 7 cm würde ein 54 Liter-Aquarium (also 60 x 30 x 30 cm) genügen. Wenn du bei einem Züchter eine junge Sternotherus odoratus kaufst, dann rate ich für den Anfang zu einem 60 cm-Aquarium (es hat eine Grundfläche von 1800 Quadratzentimetern, also 56,3 % der Fläche des 128 Liter-Beckens).

Maße (cm, L x B x H)LiterFläche (cm²)
40 x 25 x 25251000
60 x 30 x 30541800
80 x 35 x 401122800
80 x 40 x 401283200
100 x 40 x 502004000
100 x 50 x 502505000
120 x 40 x 502404800!
120 x 50 x 503006000
Der Rückenpanzer von Moschusschildkröten ist variabel gefärbt, so extrem helle Tiere wie rechts sind allerdings selten

Können Moschusschildkröten schwimmen?

Obwohl Gewöhnliche Moschusschildkröten in der Natur normalerweise das seichte Wasser der Uferzone mit einer Tiefe von weniger als 60 cm bevorzugen, kann man Sternotherus odoratus in Gewässern bis zu 9 m Tiefe antreffen (ERNST & LOVICH 2009). Wichtig zu wissen, während in der Natur 60 cm Wasserstand als flaches Wasser gilt, wird das im Aquarium üblicherweise als ein recht hoher Wasserstand bezeichnet.

Der gravierende Unterschied ist, dass in der Natur es zum Ufer hin immer flacher wird, die Schildkröten also Richtung Wasseroberfläche laufen können. Im Aquarium ist eine senkrechte Glasscheibe das Ufer.

Moschusschildkröten bewohnen gerne Flachwasser, in der Natur bedeutet dies allerdings auch 60 cm

Moschusschildkröten werden immer als schlechte Schwimmer abgestempelt, aber so ganz richtig ist das nicht. Moschusschildkröten schwimmen weniger als Schmuckschildkröten und nicht so elegant. Aber auch Moschusschildkröten können schwimmen. Richtig ist, dass sie nicht so schwimmfreudig sind. Moschusschildkröten klettern lieber.

Faustregel: Wasserstand = dreifache Panzerlänge

Wenn du dir eine Baby-Moschusschildkröte mit gerade einmal 3 cm Panzerlänge anschaffst, dann genügt ein Wasserstand von 10 cm völlig. Mit dem Wachstum der Wasserschildkröte kannst du den Wasserstand immer weiter erhöhen. Ausgewachsene Moschusschildkröten sollten einem Wasserstand von mindestens 30 cm haben. Wenn die Moschusschildkröten langsam daran gewöhnt werden, ist aber auch ein Wasserstand von 60 cm möglich.

Eine Moschusschildkröte die jahrelang in flachem Wasser gehalten wurde, oftmals ist der Wasserstand leider gerade einmal so hoch, dass der Panzer bedeckt ist, kann tatsächlich nicht schwimmen. Sie hat dann verkümmerte Muskeln und das Schwimmen verlernt. Daher: Bei einer Moschusschildkröte aus zweiter Hand zunächst mit niedrigem Wasserstand beginnen und das Tier langsam (über Wochen und Monate) an höheres Wasser gewöhnen. Dazu wird der Wasserstand pro Woche nur um einen Zentimeter erhöht, bis man bei seinem Wunsch-Wasserstand angekommen ist.

Meistens ist der Rückenpanzer von Gewöhnlichen Moschusschildkröten einfarbig, er kann aber auch eine punktartige Zeichnung haben

Im nächsten Abschnitt geht es um die Einrichtung eines Aquariums für Moschusschildkröten. Wichtig, wenn man seine Moschusschildkröten bei den hier beschriebenen Wasserständen halten möchte: viel Struktur und die Möglichkeit die Wasseroberfläche kletternd zu erreichen!

Aquarien-Einrichtung

Während der Schwerpunkt bei der Einrichtung eines Aquariums für Zier-, Schmuck- und Höckerschildkröten auf ausreichend Schwimmraum liegt, ist es bei Moschusschildkröten anders. Für Sternotherus odoratus gilt: Struktur, Struktur und Struktur!

Auf den Bodengrund kommt zunächst eine Schicht aus 2-3 cm Quarzsand oder anderer Bodengrund. Er sorgt nicht nur dafür, dass Moschusschildkröten beim Umherwandern Gripp unter den Füßen haben, sondern sie wühlen auf der Suche nach Futter auch gerne darin.

Schlüpfling einer Moschusschildkröte beim Sonnenbad auf einer Wurzel

Landteil

Für Jungtiere ist eine Weidenholzbrücke als Landteil ideal. Man kann sie halbrund biegen und auf den Bodengrund stellen. So kann die junge Sternotherus odoratus bequem kletternd die Wasseroberfläche erreichen. Unter der Weidenholzbrücke kann die Wasserschildkröte zudem sich verstecken. Aus diesem Versteck kann sie auch schnell und gefahrlos flüchten, falls sie sich vor etwas erschrickt. Gerne wird nämlich erzählt, dass junge Moschusschildkröten in einem Versteck sonst ertrinken würden. Ob es stimmt? Ich glaube nicht daran, aber man kann ja auf Nummer Sicher gehen.

Später, wenn die Moschusschildkröte größer ist, kann man weiterhin eine Weidenholzbrücke für Männchen als Landteil nutzen. Alternativ gehen auch Kork-Landteile oder andere Kontruktionen. In der Landteil-Rubrik auf dieser Homepage findest du viele Anregungen. Für Weibchen benötigt man spätestens ab einer Panzerlänge von 8 cm auch einen Eiablageplatz. Dieser muss für Moschusschildkröten nicht sonderlich groß sein, da sind Sternotherus odoratus nicht sonderlich anspruchsvoll. Eine Kunststoffkiste mit einer Grundfläche von etwa 30 x 20 cm genügt, als Substrat wird feuchter Sand mindestens 12 cm hoch eingefüllt.

Auch einzeln gehaltene Weibchen, die noch nie Kontakt zu einem Männchen hatten, benötigen einen Eiablageplatz. Denn auch ohne vorherige Befruchtung kann es vorkommen (muss aber nicht), dass weibliche Moschusschildkröten Eier ausbilden, sie müssen dann die Möglichkeit haben diese an Land abzulegen. Ansonsten kann es zu einer Legenot kommen.

Struktur, Struktur, Struktur

Zur Strukturierung des Aquariums und damit die Moschusschildkröte die Wasseroberfläche kletternd erreichen kann, sind Wurzeln und Steine gut geeignet. Sie sollten eine raue Oberfläche haben, damit die Schildkröten nicht abrutschen. Ein Aquarium hat ausreichend Struktur, wenn man beim Blick in das Aquarium die Schildkröte nicht sofort sieht, sondern sie erst suchen muss.

Eine Struktur-Rückwand wird von Moschusschildkröten gerne als Kletterhilfe genutzt

Eine tolle Möglichkeit viel Struktur ins Becken zu bringen ist eine Strukturrückwand. Diese besteht aus Kunststoff und wird im Aquarium an der Rückseite angebracht. So entsteht eine Rückwand in Felsoptik, an der die Schildkröte klettern kann.

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Aus Steinen solltest du aber keine hohen Aufbauten basteln, denn Moschusschildkröten untersuchen alles und fuckeln dabei daran rum. Wenn die Schildkröte durch Steinschlag stirbt, nützt es ihr nichts, dass sie die Wasseroberfläche kletternd erreichen konnte.

Bepflanzung

Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für dich. Die gute: Gewöhnliche Moschusschildkröten fressen keine oder kaum Pflanzen. Die schlechte: sie buddeln sie gerne aus. Trotzdem kann man das Aquarium einer Moschusschildkröte bepflanzen.

Bei Moschusschildkröten kann man versuchen das Aquarium zu bepflanzen

Meine Lieblingspflanzen für Moschusschildkröten-Aquarien sind Hornkraut und Wasserpest. Diese Pflanzen braucht man nämlich nicht einpflanzen, sie können einfach im Wasser schwimmen. Mit der Zeit werden sie sich gut vermehren und man muss regelmäßig ausdünnen. Dadurch, dass Hornkraut und Wasserpest meistens unter der Wasseroberfläche schwimmen, bieten sie gerade jungen Moschusschildkröten auch die Möglichkeit sich knapp unter der Wasseroberfläche im Pflanzendickicht auszuruhen.

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Außerdem sind Schwimmpflanzen wie Wasserlinsen oder Froschbiss gut geeignet. Diese beschatten das Wasser im Aquarium auch, dadurch fühlen sich die Moschusschildkröten wohler.

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Super bei Moschusschildkröten sind auch Aufsitzerpflanzen, die nicht in einem Substrat wurzeln, sondern sich mit ihren Wurzeln nur an einem Stein oder einer Moorkienholzwurzel festhalten. Die haben den Vorteil, dass sie von der Schildkröte gar nicht augebuddelt werden können. Als Aufsitzerpflanzen kommen im Aquarium vor allem Javafarn (Microsorum pteropus, die normale Form, aber auch alle Zuchtformen, wie beispielsweise Windelov, narrow leaf oder needle leaf) und Zwergspeerblatt (Anubias barteri var. nana) in Frage, aber auch diverse Moose sind möglich.

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Junge Moschusschildkröte inmitten von Pflanzen

Des weiteren sind alle weiteren als Futterpflanzen vorgestellten Wasserpflanzen grundsätzlich zur Bepflanzung geeignet. Wenn du sie einpflanzen möchtest, dann sollte der Bodengrund etwas höher sein, etwa 5 cm. Ein Nährstoffdepot, wie man es bei Fischen einbringt, würde ich nicht nutzen, denn Moschusschildkröten wühlen die Nährstoffe schnell nach oben. Sinnvoller ist flüssiger Pflanzendünger, zum Beispiel FlowGrow Mikro Basic Eisendünger*. Eingepflanzte Wasserpflanzen funktionieren vor allem bei noch sehr kleinen Moschusschildkröten und in riesigen Becken.

Filter

Zur Filterung verwende ich bei Moschusschildkröten gerne Hamburger Mattenfilter, die Tiere klettern daran auch gerne zur Wasseroberfläche. Aber Obacht: Oben angekommen stoppen die Schildkröten nicht, da muss ein Gitter oder eine Scheibe angebracht werden, damit die Moschusschildkröte nicht aus dem Aquarium stiftet.

Grundsätzlich sind aber auch gute Innenfilter oder, noch besser, Außenfilter für Moschusschildkröten geeignet.

Sonnen sich Moschusschildkröten?

Die Antwort ist ja! Nicht nur Weibchen die kurz vor der Eiablage stehen sonnen sich, sondern auch Männchen und Jungtiere. Aber Moschusschildkröten sonnen sich nicht so ausgiebig und häufig wie es Schmuckschildkröten tun.

Die Haut von Moschusschildkröten ist wasserdurchlässiger, als die von Schmuckschildkröten, daher trocknen sie an der Luft schneller aus.

Ein großer Unterschied ist, dass sich Moschusschildkröten oft nicht an der Luft sonnen. Während Schmuckschildkröten sich gerne und häufig auf im Wasser treibenden Baumstämmen sonnen, tun dies Moschusschildkröten etwas seltener. Die meisten Sonnenbäder finden statt, während die Moschusschildkröte im flachen Wasser ruht, wobei nur die Spitze ihres Panzers dem Sonnenlicht ausgesetzt ist. Außerdem sonnen sie sich gerne in dichten Wasserpflanzen-Beständen an der Wasseroberfläche treibend.

Bei Weidenholzbrücken ist es kein Problem einen Flachwasserbereich zu gestalten, in dem sich Gewöhnliche Moschusschildkröten gerne sonnen

Brauchen Moschusschildkröten UV-Licht?

Ein paar Halter:innen von Moschusschildkröten bieten ihren Wasserschildkröten kein UV-B-Licht an. Moschusschildkröten können Vitamin D3 welches in vielen Futtertieren (Mäuse, Fische) enthalten ist aufnehmen. Insekten und Krebse enthalten kein Vitamin D3. Ganz offensichtlich sterben Moschusschildkröten auch nicht, wenn sie kein UV-Licht haben. Aber, wie alle Schildkröten können Moschusschildkröten UV-Licht auch sehen. Daher sollte man ihnen diese Möglichkeit auch nicht nehmen. Außerdem weiß man überhaupt nicht wie groß der Vitamin D-Bedarf von Schildkröten überhaupt ist. Zur Bedarfsdeckung ist es daher sinnvoller auf UV-Licht zu setzen, denn dann können Moschusschildkröten soviel Vitamin D herstellen wie sie benötigen.

Beleuchtung

Eine handelsübliche Aquarienabdeckung mit Lampe benötigst du nicht, sie schadet sogar, weil sie den Luftaustausch unnötig behindert. Grundsätzlich gibt es zwei sinnvolle Möglichkeiten der Beleuchtung bei Gewöhnlichen Moschusschildkröten. Entweder man kombiniert eine UV-Leuchtstoffröhre mit einem Spotstrahler oder man nutzt eine Halogen-Metalldampflampe mit UV-Anteil.

Drei Dinge muss die Beleuchtung für Sternotherus odoratus leisten: Licht, Wärme und UV. Licht ist für den Tages- und Jahresrhythmus wichtig. Unter der Lampe muss es außerdem einen Sonnenplatz geben auf dem 40-45 °C erreicht werden, damit sich Moschusschildkröten sonnen können um ihre Körpertemperatur zu erhöhen. Alle Wasserschildkröten sind wechselwarm, können also nicht Wärme selbst produzieren, sondern sind auf Wärmezufuhr von außen angewiesen. UV-A-Licht können Wasserschildkröten sehen und UV-B-Licht benötigen sie, damit sie Vitamin D produzieren können.

Röhre plus Spot

Dies ist die etwas schlechtere Alternative, die Grundbedürfnisse werden aber erfüllt. Es gibt keine LEDs mit UV-Anteil, daher muss man eine Leuchtstoffröhre oder eine Kompaktleuchtstofflampe („Energiesparlampe„) nutzen, da gibt es speziell für die Reptilienhaltung entwickelte Modelle mit UV-A- und UV-B-Anteil. Diese Lampen geben jedoch kaum Wärme ab, vor allem nicht gebündelte Wärme. Daher benötigt man zusätzlich einen Halogen-Spot, der auf das Landteil gerichtet wird und für die nötigen 40-45 °C sorgt.

Ein fertiges Set aus UV-Lampe, Wärmelampe und passender Fassung ist das Zoo Med Aquatic Turtle UVB & Heat Lighting Kit*. Alternativ kannst du auch als Fassung Zoo Med Mini Combo Dome*, als UV-Lampe Exo Terra Reptilie UVB 150* und als Wärmespot Trixi HeatSpot Pro* kombinieren.

Zum Aufhängen der Lampen kannst du die Exo Terra Haltevorrichtung* oder den Zoo Med Lamp Stand* verwenden.

Halogen-Metalldampflampe mit UV-Anteil

Dies ist der Gold-Standard, also die beste Beleuchtung, die du deiner Schildkröte bieten kannst. Denn Halogen-Metalldampflampen haben nicht nur ein sonnenähnliches Spektrum, sondern auch UV-A und UV-B. Außerdem geben sie Wärme ab. Zusatz-Nutzen: sie verbrauchen weniger Energie als die Kombination von zwei Lampen. Du benötigst nämlich nur eine Lampe. Für eine Moschusschildkröte genügt eine 35 W Halogen-Metalldampflampe mit UV-Anteil, zum Beispiel ein Bright Sun UV Set*, das SolarRaptor HID-Lamp Set inkl. EVG + ClampLamp* oder das Exo Terra Sun Ray Beleuchtungskomplettset*. Den Abstand zum Landteil wählst du so, dass dort 40-45 °C erreicht werden. Meistens sind es ungefähr 20-30 cm. Mit einem Thermometer mit Fernfühler* musst du das aber überprüfen, denn es gibt viele Einflussfaktoren (Umgebungstemperatur, Lampenschirm etc).

Gewöhnliche Moschusschildkröte beim Sonnenbad

Die Erfahrung zeigt, dass sich Moschusschildkröten unter einer hochwertigen Lampe, also einer Halogen-Metalldampflampe mit UV-Anteil öfter sonnen, als unter einem gewöhnlichen Spot. Sie scheinen also ein Gespür dafür zu haben, wie das Licht ist und nicht nur ob Wärme vorhanden ist.

Grundbeleuchtung

Wenn du dein Aquarium für die Moschusschildkröte bepflanzen möchtest, benötigst du eine Grundbeleuchtung, ansonsten nicht. Während das Landteil warm und hell sein muss, legen Wasserschildkröten im Wasser nicht sehr viel Wert auf viel Licht. In etwas schummerigen Wasser fühlen sie sich sogar wohler. Aber wenn du das Aquarium bepflanzen möchtest, benötigen die Pflanzen viel Licht. Dadurch, dass sie ja gerne wuchern sollen, beschatten sie das Wasser dann. Du kannst zur Grundbeleuchtung eine Aquarien-LED-Lampe* benutzen. Weil LEDs für Aquarien kein UV-A enthalten, ist eine Reptilien-LED-Lampe* allerdings besser geeignet.

Ernährung in der Natur

Manchmal werden Moschusschildkröten als carnivor bezeichnet, also als fleischfressend. Aber das stimmt nicht, Moschusschildkröten sind omnivor, also allesfressend bzw. Gemischtköstler. Aber richtig ist, dass der Anteil pflanzlicher Nahrung sehr gering ist.

Während viele Wasserschildkröten an der Wasseroberfläche fressen, so gelten Moschusschildkröten in der Natur als typische Boden-Fresser. Sie laufen gerne auf dem Boden entlang und suchen nach Nahrung. Aber auch Moschusschildkröten nehmen in der Natur von der Wasseroberfläche Nahrung auf.

Jungtiere unter 5 cm Panzerlänge fressen in der Natur vor allem kleine Wasser-Insekten, Algen und Aas, während größere Gewöhnliche Moschusschildkröten so ziemlich alles fressen was im Wasser vorkommt (ERNST & LOVICH 2009). Die Liste an möglichen Futtermitteln ist ewig lang, davon gibt es aber ein paar Dinge, die man auch im Aquarium füttern kann, beispielsweise Regenwürmer, Muscheln, Schnecken, Mückenlarven, Asseln, Krebse (z. B. Bachflohkrebse), Heimchen, Heuschrecken und Grünalgen.

Moschusschildkröten fressen am meisten in den Morgenstunden (6:00 – 11:00 Uhr) und auch am späten Nachmittag (16:00-19:00 Uhr)

GLORIOSA & COBB 2011

FORD & MOLL (2004) untersuchten die Ernährung von Gewöhnlichen Moschusschildkröten in der Natur. Dabei fanden sie keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern was die Nahrungszusammensetzung angeht, Männchen und Weibchen ernähren sich also etwa gleich. Aber Weibchen fraßen etwas mehr als Männchen.

Auch bei diesem Exemplar sieht man die Streifen gut

Die Zusammensetzung der Nahrung in der Natur ist wie folgt (nicht ganz 100 %, weil ein Teil der Nahrungsbestandteile nicht identifiziert werden konnte, nach FORD & MOLL 2004):

Algen22 %
Samen8 %
Pflanzen11 %
Flusskrebse8 %
Mollusken11 %
Insekten7 %
Fisch1 %
Asseln1 %
Spinnen1 %

Bei den meisten Samen handelte es sich in der Studie von FORD & MOLL (2004) um Samen des Flutenden Heusenkrautes (Ludwigia paploides). In anderen Regionen werden aber auch Samen von Wasserschrauben (Vallisneria americana) und der Gelben Teichrose (Nuphar lutea) gefressen. Auch gibt es Beobachtungen, dass Gewöhnliche Moschusschildkröten Samen von Kiefern (Pinus taeda) fressen (BOONE et al. 2015). Bei den Algen dominierte die Grünalge Kappenalge (Oedogonium sp.) (FORD & MOLL 2004).

Im Alter werden die Streifen oft blasser

Bei einer Studie von WILHELM & PLUMMER (2012) dominierten Weichtiere (Muscheln und Schnecken) die Ernährung von Sternotherus odoratus. Dies war auf eine eingeschleppte Muschel zurückzuführen, die eigentlich in Nordamerika nicht vorkommt:

Muscheln59 %
Schnecken12 %
Samen22 %
Insekten5 %
Pflanzen1 %
Algen1 %
Ganz alte Moschusschildkröten haben oft überhaupt keine Streifen mehr

In anderen Studien wurde ein deutlich größerer Anteil an Insekten in der Nahrung von Gewöhnlichen Moschusschildkröten gefunden (nach MAHMOUD 1968):

Insekten47 %
Krebstiere5 %
Weichtiere24 %
Amphibien1 %
Aas3 %
Pflanzen20 %

Moschusschildkröten haben eine Beißkraft von über 30 N (HERREL et al. 2002), das hilft ihnen nicht nur beim Knacken von Schnecken und Muscheln , sondern kann auch für blutige Finger sorgen.

Fütterung im Aquarium

Moschusschildkröten fressen im Aquarium meistens keine oder kaum Pflanzen. Im Hochsommer kann es aber durchaus einmal vorkommen, dass sie sich an Wasserlinsen und anderen Wasserpflanzen bedienen. Auch kann man versuchen seine Moschusschildkröten an das Fressen von Möhren zu gewöhnen. Dies klappt im Hochsommer am besten, wenn das Wasser mehr als 25 °C hat. Manche Moschusschildkröten fressen Möhren andere nicht. Gerade für eierlegende Weibchen sind Möhren aber ein wertvolles Futtermittel. Alternativ kann man einen Schildkrötenpudding herstellen, der Geschmack von Fisch oder Shrimps überdeckt dabei den Möhrengeschmack, so dass Moschusschildkröten auch an das wertvolle Beta-Carotin aus den Möhren kommen.

Zur Sicherstellung einer ausreichenden Vitamin-Versorgung kann man seinen Moschusschildkröten auch einmal pro Woche sera reptil Professional carnivor* geben, diese Pellets enthalten viel Vitamin A und andere Vitamine.

Moschusschildkröte (Sternotherus odoratus) beim Fressen eines getrockneten Bachflohkrebses (Gammarus pulex)

Es können auch die verschiedensten Würmer, Bachflohkrebse (Gammarus), Regenwürmer, Heuschrecken, kleine Süßwasserfische, Fischstückchen etc. verfüttert werden. Mehlwürmer und Zophobas sollten nur selten verfüttert werden. Schlüpflinge fressen unter Umständen am Anfang nur Lebendfutter, wie Mückenlarven (alle „Farben“), kleine Regenwürmer, Wasserflöhe und Tubifex. Ansonsten können alle getrockneten Futtertiere, Frostfutter und Lebendfutter verfüttert werden.

Das Futter wird einfach ins Wasser gegeben, wie bei anderen Wasserschildkröten auch. An Land können Moschusschildkröten nicht fressen. Das Futter muss nicht besonders kleingeschnitten werden, mit ihren kräftigen Kiefern können Moschusschildkröten aus größeren Futtermitteln Stücke herausbeißen.

Jungtiere bis zu einer Panzerlänge von 5 cm kann man ruhig einmal täglich füttern. Bei älteren Moschusschildkröten genügt es viermal pro Woche zu füttern. Die Futtermenge darf nicht zu groß sein, etwa das Volumen des Kopfes genügt.

Temperatur & Überwinterung

Wie oben gesagt, ist das Verbreitungsgebiet von Gewöhnlichen Moschusschildkröten riesig. Es gibt daher nicht DIE richtige Temperatur und Überwinterung von Moschusschildkröten. Während Moschusschildkröten im zentralen und südlichen Florida das ganze Jahr über aktiv sind, sind sie in Pennsylvania nur von April bis Oktober aktiv und in Virginia von März bis November (ERNST & LOVICH 2009). In der inaktiven Zeit befinden sich Moschusschildkröten in der Winterstarre am Gewässerboden.

Zur artgerechten Haltung von Moschusschildkröten gehört ein Jahresrhythmus dazu

Gewöhnliche Moschusschildkröten können ab einer Wassertemperatur von 10 °C aktiv werden und fangen manchmal schon bei einer Wassertemperatur von 13 °C an zu fressen. Normalerweise ruhen sie in der Natur bei einer Wassertemperatur von 6-12 °C im Schlamm des Gewässergrunds (ERNST & LOVICH 2009).

Ich überwintere alle meine Moschusschildkröten nach dem Südosten-Rhythmus:

MonatLicht-
Länge
Wasser-
Temp.
Januar0 h10-15 °C
Februar0h10-15 °C
März6 h17-20 °C
April8 h21 °C
Mai10 h24 °C
Juni13 h27 °C
Juli13 h28 °C
Aug.11 h28 °C
September10 h25 °C
Oktober8 h22 °C
November5/3/1/0 h17-20 °C
Dezember0 h10-15 °C

Details zur Einwinterung und sonstige Fragen werden auf der Seite mit den Temperatur-Tabellen und den anderen Unterseiten in der Überwinterungs-Rubrik ausführlich besprochen.

Ist mit Gewöhnlichen Moschusschildkröten aufgrund ihres großen Verbreitungsgebietes genauso denkbar sie nach der Norden-Tabelle oder dem Florida-Rhythmus zu pflegen. Wie gesagt pflege ich meine Moschusschildkröten nach der oben abgebildeten Südosten-Tabelle, habe aber auch schon mit der Norden-Tabelle gearbeitet.

Einmal am Tag bekomme ich eine Mail in der gefragt wird welche Nachteile entstehen, wenn man seine Gewöhnliche Moschusschildkröte nach dem Florida-Rhythmus pflegt. Ehrlich gesagt weiß ich es nicht, weil ich es nie gemacht habe. Aber Moschusschildkröten kommen ja bis in den Süden von Florida vor und vermehren sich dort auch. Es entspricht also ihrer Natur, wenn man sie nach der Florida-Tabelle pflegt. Das hat ja den Vorteil (für den/die Halter:in), dass er keinen Kühlschrank benötigt und die Schildkröte im Aquarium verbleiben kann. Ich persönlich würde mich dann jedoch eher an die Tabelle von der Seite Verminderte Aktivitätsphase halten.

Einzelgänger

Moschusschildkröten sind Einzelgänger. Daher rate ich dir, nur eine einzige Moschusschildkröte zu halten. Möchtest du zwei Moschusschildkröten halten, so benötigst du zwei Aquarien.

Als Einzelgänger fühlen sich Moschusschildkröten alleine wohl. Das Spiegelbild sieht man nur von außerhalb des Aquariums, die Moschusschildkröte sieht es nicht. Du glaubst mir nicht? Taucherbrille auf und Kopf ins Aquarium!

Bei Jungtieren kann eine Gruppenhaltung noch funktionieren. Aber spätestens bei Eintritt der Geschlechtsreife (mit 6-8 cm Panzerlänge) treten dann meistens Probleme auf. Die Schildkröten fangen oft an sich zu jagen oder gar zu beißen. Auch wenn eine Moschusschildkröte sich ständig und ausdauernd sonnt, kann das ein Zeichen von Stress durch andere Becken-Insassen sein. Daher müssen die Schildkröten dann auf jeden Fall getrennt werden.

Idealerweise hält man Moschusschildkröten einzeln!

Insbesondere männliche Moschusschildkröten müssen unbedingt einzeln gehalten werden. Untereinander sind männliche Sternotherus odoratus extrem aggressiv.

Bei Weibchen von Sternotherus odoratus kann eine Gruppenhaltung funktionieren, muss aber nicht. Bei anderen Moschusschildkröten-Arten klappt die Gruppenhaltung von Weibchen viel seltener. Idealerweise sind die Moschusschildkröten dann gemeinsam aufgewachsen. Geschwister müssen es aber nicht sein, denn Geschwisterliebe kennen Schildkröten nicht. Für eine Gruppe an weiblichen Moschusschildkröten muss das Aquarium natürlich größer sein, für drei bis vier Tiere empfehle ich mindestens eine Grundfläche von 120 x 50 cm. Dann ist eine Strukturierung noch wichtiger als sie es ohnehin schon ist. Damit sich die Moschusschildkröten wenigstens etwas aus dem Weg gehen können. Aber machen wir uns nichts vor, auch in so einem Aquarium können sich die Tiere nicht wirklich aus dem Weg gehen, dazu wären mehr als 10 Meter nötig.

Geschlechtsbestimmung

Zur Unterscheidung von Männchen und Weibchen sollten Moschusschildkröten mindestens eine Panzerlänge von 6 cm haben, vorher sehen alle aus wie Weibchen. Das einzig sichere Unterscheidungsmerkmal ist der Schwanz. Er ist bei den Männchen länger und dicker als bei Weibchen. Weitere Hinweise gibt es auf der Seite Geschlechtsbestimmung bei Moschusschildkröten.

Bauchpanzer-Ansicht eines Pärchens Gewöhnlicher Moschusschildkröten (Sternotherus odoratus). Rechts ein Männchen, mit deutlich größerem Schwanz, und links ein Weibchen mit kurzem Schwanz.

Faustregel: häufiges ist häufig und seltenes ist selten. In Europa sind männliche Gewöhnliche Moschusschildkröten selten. Wenn du dir unsicher bist welches Geschlecht deine Moschusschildkröte hat, dann geh davon aus, dass es ein Weibchen ist.

Zucht

Männchen sind ab einer Panzerlänge von 6-7 cm geschlechtsreif, weibliche Moschusschildkröten mit 7-8 cm (ERNST & LOVICH 2009). Moschusschildkröten werden in Heimtier-Haltung mit drei bis vier Jahren geschlechtsreif.

Theoretisch sind Paarungen das ganze Jahr über möglich, in der Natur finden die meisten Paarungen jedoch im Frühjahr statt. Auch bei der Aquarien-Haltung hat es sich bewährt die Geschlechter im Frühjahr zusammen zu setzen.

Es vergehen bei der Gewöhnlichen Moschusschildkröte nach der Auswinterung 36 bis 51 Tage bis zur Eiablage, in Ausnahmefällen auch mal mehr als 100 Tage. Weitere Gelege werden mit einer Zwischengelegezeit von 21-47 Tagen abgesetzt. Wenn die Schildkröten Anfang März ausgewintert werden, kommt es etwa Mitte April zu ersten Eiablagen (THIERFELDT & HÖFLER-THIERFELDT 2005).

Die Eier werden in einer Tiefe von 5-10 cm abgelegt. Jedes Weibchen kann im Aquarium bis zu sechs Gelege pro Jahr ablegen. Meistens besteht ein Gelege aus zwei bis fünf Eiern, kann aber in Extremfällen auch mal 10 enthalten.

Bis zum Schlupf können nach der Eiablage 55-130 Tage vergehen, je wärmer die Eier bebrütet werden, desto schneller schlüpfen die Babys. Bei einer Inkubationstemperatur von 22 oder 30 °C schlüpfen mehr Weibchen aus den Eiern, liegt die Bruttemperatur mit 25 °C im mittleren Bereich, so schlüpfen mehr Männchen (WAPELHORST 2017). Nach Beobachtungen von THIERFELDT & HÖFLER-THIERFELDT (2005) sind Gewöhnliche Moschusschildkröten die nach 76-80 Tagen schlüpfen meistens Weibchen, wohingegen Exemplare die nach 84-90 Tagen schlüpfen mehrheitlich Männchen sind.

Aquarium für eine weibliche Moschusschildkröte mit Eiablageplatz

Buchtipps

Die Moschusschildkröte* von Maik Schilde aus der Reihe „Art für Art“ des Natur und Tier-Verlag, ist ein sehr empfehlenswertes Buch für den Pfleger von Moschusschildkröten, aber nicht mehr ganz auf dem aktuellen Stand.

Die Wasserschildkröten-Fibel* von Xaver Wapelhorst aus dem Dähne-Verlag ist das ideale Buch für den Einstieg in die Wasserschildkröten-Haltung, auch die Gewöhnliche Moschusschildkröte (Sternotherus odoratus) wird thematisiert.

www.youtube.com/watch?v=Iciwx1khdDE ausführliches Video über Moschusschildkröten

www.schildkroetenteiche.de Informationen zu Moschusschildkröten im Aquarium

www.klappschildkroete.de/moschusschildkroete-sternotherus.html Informationen zu Moschusschildkröten auf „den“ Klappschildkröte-Seiten

Literatur

Boone, B. W., A. Mooney & J. Murdock (2015). STERNOTHERUS ODORATUS (Eastern Musk Turtle). FORAGING & DIET. – Herpetological Review 46: S. 1.

Ernst, C. H. & J. E. LOVICH (2009): Turtles of the United States and Canada – Second Edition. – The John Hopkins University Press (Baltimore): 827 S. *

Ewert, M. A. (2005): Sternotherus odoratus (common musk turtle): size and reproduction. – Herpetological Review 36: S. 314 – 318.

Ford, D. K. & D. Moll (2004): Sexual and seasonal variation in foraging patterns in the stinkpot, Sternotherus odoratus, in southwestern Missouri. – Journal of Herpetology, 38(2): S. 296-302.

Glorioso, B. M. & V. A. Cobb (2012): Diel and temporal activity indicated by feeding in the eastern musk turtle, Sternotherus odoratus, at Reelfoot Lake, Tennessee. – Herpetological Conservation and Biology 7(3), S. 323-329.

Herrel, A., J. C. O´Reilly & A. M. Richmond (2006): Evolution of bite performance in turtles. – Journal of Evolutionary Biology, 15(6): S. 1083-1094.

Mahamoud, I. Y. (1968): Feeding behavior in kinosternid turtles. – Herpetologica 24: S. 300-305.

May, C. D. (2021): Die winzigen Gewöhnlichen Moschusschildkröten aus dem nördlichen Zentral-Florida. – Radiata 30(2), S. 22-35.

Iverson, J. B. & W. E. Mashaka, Jr. (2006): Sternotherus odoratus – Common musk turtle or Stinkpot. – Chelonian Research Monographs 3: S. 207 – 223.

Risley, P. L. (1933): Observations on the natural history of the common Musk Turtle: Sternotherus odoratus (Latreille). – Papers of the Michigan Academy of Science Arts and Letters, 17: S. 685-711.

Thierfeldt, S. & S. Höfler-Thierfeldt (2005): Kontinuierliche Nachzucht und Jungtierentwicklung bei der Gewöhnlichen Moschusschildkröte, Sternotherus odoratus (Latreille, 1801). – Radiata 14 (1): S. 12-22.

Wapelhorst, X. (2017): Wasserschildkröten-Fibel. – Ettlingen (Dähne-Verlag), 96 S.*

Wapelhorst, X., H. Pempelfort & R. Hentschel (2019): Wie schwer ist eine Gewöhnliche Moschusschildkröte?. – Radiata 28 (2): S. 15 – 19.

Wilhelm, C. & M. Plummer (2012): Diet of radiotracked Musk Turtles, Sternotherus odoratus, in a small urban stream. – Herpetological Conservation and Biology 7: S. 258-264.